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  muß ich daher zunächst sprechen. Wie aus letzterem unsere heutige Litera-
  tur, die Wissenschaft sowohl wie die redenden Künste, hervorgegangen ist,
  wird hierauf zu entwickeln seyn.
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  c) <Kunst, Philosophie, Religion>
   
  Der Gedanke: Kunst und Philosophie, getrennt durch d<ie> Griechen, das
  Bild und der Begriff – Religion beiden vorangehend, V<er>schmelzung
10 beider – V<er>schiedenh<eit> der frühern und jetzigen Religion –, der
  Geist der Zeit ausgesprochen durch Einzelne und bestätigt durch Mirakel
  und der Geist der Zeit ausgesprochen durch viele und bestätigt durch
  V<ernun>ft – jetzt keine Mirakel nachdem die Physik ausgebildet, Oken
  sieht dem lieben Gott auf die Finger und d<ie>ser will nicht mit Bosko
15 rivalisiren – St. Simonismus, einziges Mirakel bezahlte Schneiderrechnung –
  es sollen sich mehre Schneider bekehrt haben –
    
  Der Gedanke die unsichtbare Natur, die Natur der sichtbare Gedanken:
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  Moral Unsere Begriffe: Veredlung, Recht und Unsterblichkeit haben Rea-
  lität in der Natur. Was wir Heiliges denken hat Realität, es ist k<ein>
  Hirngespinst.
  Kunst: das Genie trägt im Geiste ein Abbild der Natur, und durch
25 d<ie>se erinnert gebiert es d<ie>ses Abbild; das Talent bildet die Natur
  nach, und schafft analitisch was das Genie synthetisch schafft – Charaktere
  welche zwischen beiden schweben –
  Kunstwerk: das sichtbare Werk spricht harmonisch den unsichtbaren Ge-
  danken aus: daher auch Lebenskunst: Harmonie des Handelns und
30 unser<er> Gesinnung.
   S c h ön  ist das Kunstwerk wenn das Göttliche sich dem M<en>schlichen
  freundlich zuneigt: Diana küßt Endimion –
   E r h a b e n  wenn das M<en>schliche sich zum Göttlichen gewaltsam
  emporhebt: Prometheus trotzt dem Jupiter – Agamemnon opfert sein Kind –
35 Christus schön und erhaben zugleich –
  Neue Periode in der Kunst: m<an> entdeckt in der Natur dieselben Ge-
  setze die auch in unserem M<en>schengeiste, man vermenschlicht sie
  (Novalis), man entdeckt in dem M<en>schengeiste die Gesetze der Natur,
  Magnetismus, Elektrizität, anziehende und abstoßende Pole (Kleist) – Göthe
40 zeigt das Wechselverhältniß zwischen Natur und M<en>sch – Schiller ist
  g<an>z Spiritualist, abstrahirt v<on> der Natur, Kantische Aesthetik –
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