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| | Scheiterhaufen bringen können, uns in Efigie, nemlich unseren guten Leu- |
| | mund, zu meucheln wissen? Wer sind diese Gegner? Sie sind dreyfacher Art. |
| | Die Einen, die Ehrlichsten, handeln aus Begeistrung für das Christenthum |
| | Eselbst und sie wollten die Wahrheit befördern, durch die fromme <Lüge> |
5 | | befördern. Die Anderen sehen ihre materiellsten Interessen durch uns ge- |
| | fährdet und sie sind nicht viel besser wie jene Handwerker und Krämer von |
| | Ephesus welche mit dem Glauben an die Göttinn Diane auch die Kundschaft |
| | ihres Stadttempels und den Flor ihres Handels zu verlieren fürchteten, und |
| | die neuen Apostel als gottlos schmähten und zwey Stunden lang schrien: |
10 | | Groß ist die Diane von Ephesus. Schlimmer als diese beiden Arten von |
| | Gegnern sind jene Indifferentisten, die aller Begeisterung baar, dennoch für |
| | die Erhaltung des Christenthums sich mit erlognen Eifer interessiren, Eweil sie |
| | sich vor dem Andrang der neuen Religion fürchten, weil sie alle zu starke |
| | Beweg<un>g gern neutralisieren möchten; denn auch das Christenthum |
15 | | hat sein Jüste-milieu. Letztere, Menschen mit verschnittenen Herzen, affek- |
| | tiren seit einiger Zeit eine gewisse pantalonische Gravität, die uns sehr |
| | ergötzen würde, müßten wir nicht fürchten daß das Publikum sie für Ernst |
| | halten könnte. Religion und Moral sind ihre beständige Stichworte und |
| | wenn wir ihre Religion und Moral mit einem lächelnden Scherzwort be- |
20 | | leuchten, dann sind wir Voltairianer. Ja, Voltairianer, war in der letzten |
| | <Zeit> ihr Lieblingsausdruck. Sogar die literairischen Lakayen jener Leute |
| | sprechen <von> Religion und Moral und meinen uns Voltairianer. Dieses |
| | Wort ist für sie ein glücklicher |
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| | alles was da ist. |
| | E1Lächle nicht, französischer Leser, über diesen Anfang. Glaube mir, es hat |
30 | | sein Gutes wenn man mit Gott beginnt, gleich den altindischen Dichtern, die |
| | ihren Gedichten gewöhnlich eine Formel über das Wesen Bramas voran- |
| | schicken. Durch jene Feigheit, daß man seine Gedanken über den Grund |
| | aller Gründe gern verschweigt, entsteht gar zu viel Irthum und Seichtigkeit |
| | und Unheil. |
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| | E2Indem ich in diesen Blättern über Deutschland und deutsche Literatur reden |
| | will, um das Verständniß dieser letzteren zu befördern, spreche ich zunächst |
40 | | von der Religion. Sie hat nicht bloß in der Vergangenheit unser ganzes |
| | Hpolitisches und soçiales Leben gestaltet, sondern sie übt auch noch auf die |
| | Gegenwart den größten Einfluß. E1Diese Religion ist das Christenthum. Von |
| | dem Christenthum im Allgemeinen und dem Protestantismus ins Besondere |