DHA, Bd. 8/1, S.         
 
  D1hHhDrittes Buch.
    
  D1hEs geht die Sage, daß ein englischer Mechanikus, der schon die künst-
5 lichsten Machinen erdacht, endlich auch auf den Einfall gerathen,
  einen Menschen zu fabriziren; dieses sey ihm auch endlich gelungen,
  das Werk seiner Hände konnte sich ganz wie ein Mensch gebärden und
  betragen, es trug in der ledernen Brust sogar eine Art menschlichen
  Gefühls, das von den gewöhnlichen Gefühlen der Engländer nicht gar
10 zu sehr verschieden war, es konnte in artikulirten Tönen seine Emp-
  findungen mittheilen, und eben das Geräusch der innern Räder,
  Raspeln und Schrauben, das man dann vernahm, gab diesen Tönen
  eine ächtenglische Aussprache; kurz dieses Automat war ein voll-
  endeter Gentleman, und zu einem D1hächten Menschen fehlte ihm gar
15 nichts als eine Seele. Diese aber hat ihm der englische Mechanikus
  nicht geben können, und das arme Geschöpf, das sich solchen Mangels
  bewußt worden, quälte nun Tag und Nacht seinen Schöpfer mit der
  Bitte, ihm eine Seele zu geben. Solche Bitte, die sich immer dringender
  wiederholte, wurde jenem Künstler endlich so unerträglich, daß er vor
20 seinem eignen Kunstwerk die Flucht ergriff. hDas Automat aber Hnahm
  gleich Extrapost, verfolgte ihn nach dem Continente, reist beständig
  hinter ihm her, erwischt ihn manchmal, und schnarrt und grunzt ihm
  dann entgegen: give me a soul! Diesen beiden Gestalten begegnen wir
  nun in allen Ländern, und nur wer ihr besonderes Verhältniß kennt,
25 begreift ihre sonderbare Hast und ihren ängstlichen Mißmuth. Wenn
  man aber dieses besondere Verhältniß kennt, so sieht man darin wieder
  etwas Allgemeines, man sieht wie ein Theil des englischen Volks seines
  mechanischen Daseyns überdrüssig ist und eine Seele D1hverlangt, der
  andere Theil aber aus Angst vor solcherley Begehrniß in die Kreuz und
30 die Quer getrieben wird, beide aber es daheim nicht mehr aushalten
  können.
  Dieses ist eine grauenhafte Geschichte. Es ist entsetzlich, wenn die
  Körper, die wir geschaffen haben, von uns eine Seele verlangen. Weit
  grauenhafter, entsetzlicher, unheimlicher ist es jedoch, wenn wir eine
35 Seele geschaffen und diese von uns ihren Leib verlangt und uns mit
  diesem Verlangen verfolgt. Der Gedanke, den wir gedacht, ist eine
  solche Seele, und er läßt uns keine Ruhe bis wir ihm seinen Leib gege-
  ben, bis wir ihn zur sinnlichen Erscheinung gefördert. Der Gedanke
  will That, das Wort will Fleisch werden. Und wunderbar! Hhder Mensch,
40 wie der Gott der Bibel, braucht nur seinen Gedanken auszusprechen,
 DHA, Bd. 8/1, S.