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| | D1hEs geht die Sage, daß ein englischer Mechanikus, der schon die künst- |
5 | | lichsten Machinen erdacht, endlich auch auf den Einfall gerathen, |
| | einen Menschen zu fabriziren; dieses sey ihm auch endlich gelungen, |
| | das Werk seiner Hände konnte sich ganz wie ein Mensch gebärden und |
| | betragen, es trug in der ledernen Brust sogar eine Art menschlichen |
| | Gefühls, das von den gewöhnlichen Gefühlen der Engländer nicht gar |
10 | | zu sehr verschieden war, es konnte in artikulirten Tönen seine Emp- |
| | findungen mittheilen, und eben das Geräusch der innern Räder, |
| | Raspeln und Schrauben, das man dann vernahm, gab diesen Tönen |
| | eine ächtenglische Aussprache; kurz dieses Automat war ein voll- |
| | endeter Gentleman, und zu einem D1hächten Menschen fehlte ihm gar |
15 | | nichts als eine Seele. Diese aber hat ihm der englische Mechanikus |
| | nicht geben können, und das arme Geschöpf, das sich solchen Mangels |
| | bewußt worden, quälte nun Tag und Nacht seinen Schöpfer mit der |
| | Bitte, ihm eine Seele zu geben. Solche Bitte, die sich immer dringender |
| | wiederholte, wurde jenem Künstler endlich so unerträglich, daß er vor |
20 | | seinem eignen Kunstwerk die Flucht ergriff. hDas Automat aber Hnahm |
| | gleich Extrapost, verfolgte ihn nach dem Continente, reist beständig |
| | hinter ihm her, erwischt ihn manchmal, und schnarrt und grunzt ihm |
| | dann entgegen: give me a soul! Diesen beiden Gestalten begegnen wir |
| | nun in allen Ländern, und nur wer ihr besonderes Verhältniß kennt, |
25 | | begreift ihre sonderbare Hast und ihren ängstlichen Mißmuth. Wenn |
| | man aber dieses besondere Verhältniß kennt, so sieht man darin wieder |
| | etwas Allgemeines, man sieht wie ein Theil des englischen Volks seines |
| | mechanischen Daseyns überdrüssig ist und eine Seele D1hverlangt, der |
| | andere Theil aber aus Angst vor solcherley Begehrniß in die Kreuz und |
30 | | die Quer getrieben wird, beide aber es daheim nicht mehr aushalten |
| | können. |
| | Dieses ist eine grauenhafte Geschichte. Es ist entsetzlich, wenn die |
| | Körper, die wir geschaffen haben, von uns eine Seele verlangen. Weit |
| | grauenhafter, entsetzlicher, unheimlicher ist es jedoch, wenn wir eine |
35 | | Seele geschaffen und diese von uns ihren Leib verlangt und uns mit |
| | diesem Verlangen verfolgt. Der Gedanke, den wir gedacht, ist eine |
| | solche Seele, und er läßt uns keine Ruhe bis wir ihm seinen Leib gege- |
| | ben, bis wir ihn zur sinnlichen Erscheinung gefördert. Der Gedanke |
| | will That, das Wort will Fleisch werden. Und wunderbar! Hhder Mensch, |
40 | | wie der Gott der Bibel, braucht nur seinen Gedanken auszusprechen, |