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| | ein tauber Maler, Namens Lyser bis der sonnigen Lebenswelt zu |
| | gehören scheinen] der aus Flensburg stammende Johann Peter Lyser |
| | (1803–1870; eig. Ludwig Peter August Burmeister) war ein vielbeschäftig- |
| | ter und vielseitiger Schriftsteller und Maler der Biedermeierzeit. Aus Fried- |
5 | | rich Hirths Monographie läßt sich die erstaunliche Breite seiner Tätigkeit |
| | ablesen (J. P. L. Der Dichter, Maler, Musiker, München/Leipzig 1911; |
| | Werksverzeichnis S. 545–588). Vom Herbst 1829 bis Frühjahr 1831 be- |
| | standen zwischen Heine und Lyser engste Kontakte; zeitweise scheint der |
| | Autor in Lysers Zimmer an seinem vierten Reisebilder-Band gearbeitet zu |
10 | | haben, während Lyser zeichnete. In diesen Jahren trat Lyser auch mehrfach |
| | publizistisch für Heine ein und zeigte sich in seinen eigenen literarischen |
| | Arbeiten stark von ihm abhängig (Kruse, S. 253ff.). Veröffentlicht wurde |
| | das erwähnte Paganini-Porträt (1830) zuerst in Ludolf Wienbargs von |
| | Campe verlegter Schrift über Paganini's Leben und Charakter nach |
15 | | Schottky (Hamburg 1830, unter Pseudonym Ludolf Vineta; Abbildung |
| | bei Hirth nach S. 66). Von Lyser stammte auch eine weitere Zeichnung mit |
| | dem Geiger beim Spiel, umgeben von tanzenden Skeletten, Tieren und |
| | Frauen (etwa 1832). Als Musikkritiker arbeitete Lyser seit 1827 und ver- |
| | faßte nach Hirth über 100 Beiträge, meist in Zeitschriften, aber auch |
20 | | größere Publikationen. Dabei benutzte er klangvoll-humoristische Pseud- |
| | onyme wie Isidorus Paukenwirbel oder Kapellmeister Wahrlieb. |
| | Noch in der Druckvorlage H wollte Heine einen der Druckorte von Lysers |
| | Musikkritiken nennen, indem er nach einem schätzbaren Journale zu Ham- |
| | burg ergänzte: welches, wenn ich nicht irre, den Namen Originalien |
25 | | führte (danach Streichung). In den Originalien erschien u. a. einer von |
| | mehreren Beiträgen Lysers über Paganini (1830, Nr. 88). In den französi- |
| | schen Fassungen spricht Heine distanzierter von Lyser als un peintre sourd |
| | et fou. |
| | 34–215,2 sich dem Teufel verschrieben bis der beste Violinspieler zu |
30 | | werden] eine der verbreitetsten Paganini-Legenden, die damals kursierten. |
| | Zutreffend ist daran nur, daß der Geiger seine ersten Stellungen in Lucca |
| | von 1801–1809 innehatte und in Genua wegen der Verführung einer 16- |
| | jährigen vor Gericht stand. Auch sonst gab es zahlreiche Liebesaffären, die |
| | aufgebauscht wurden. An der Legendenbildung beteiligte sich auch die se- |
35 | | riösere Literatur, z.B. Julius Maximilian Schottky (Paganini's Leben und |
| | Treiben als Künstler und als Mensch, Prag 1830, S. 349ff.) und Ludolf |
| | Wienbargs erwähnte Schrift (S. 24ff.). Von Lyser stammen mehrere Paga- |
| | nini-Erzählungen, die es auf besonders grelle biographische Ausschmük- |
| | kungen anlegen. In den Phantasien in D-Moll verschreibt sich Paganini |
40 | | dem Teufel, nachdem ihn seine Geliebte Julia verlassen hat. Auf Veranlas- |
| | sung eines Kobolds tötet er dann Julia, indem er ihr wie ein Vampir das |
| | Blut aussaugt. Dies führt aber nicht zur Ausbildung seiner Virtuosität als |
| | Geiger, sondern zum Ende seiner Musikerlaufbahn: er zerbricht sein In- |