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| | in den Schauplatz des ersten Kapitels und dann noch einmal zu Beginn der |
| | Flucht. Zuerst nennt er sie Sareck, dann Burg-Strahleck, die zweite Angabe |
| | ist auch eigh. überliefert. Sareck heißt aber eine Ruine gegenüber von |
| | Bacharach auf der rechten Rheinseite, die nicht gemeint sein kann. Schrei- |
5 | | ber erwähnt sie nur in der dritten Auflage kurz als Gränzburg Sareck |
| | oberhalb von Lorchhausen (S. 164), wahrscheinlich keine Burg, sondern |
| | nur der obere Eckpunkt der Ortsumwehrung. Es liegt also eine Verwechs- |
| | lung bzw. eine Kontamination der Bezeichnungen vor. Auch bei Nieder- |
| | heimbach kommt es zu einer fehlerhaften Schreibung. Es handelt sich um |
10 | | ein kleines Dorf südlich von Bacharach, wohin das Paar zunächst zu Fuß |
| | flieht, um dann das rettende Boot zu besteigen. In H schreibt Heine |
| | zunächst richtig Niederheimbach, setzt dann aber ein zweites r über das |
| | schon vorhandene, woraus der Abschreiber Niederrheinbach (h) macht. |
| | Bei der letzten Durchsicht bleibt der Fehler unentdeckt und gelangte so in |
15 | | den Erstdruck und alle weiteren Rabbi-Drucke. Daß Heine gerade an die- |
| | sem Ort die Flucht mit dem Schiff beginnen läßt, ergibt sich wohl aus |
| | Schreibers Charakterisierung als schöner Grund (S. 165). Niederheim- |
| | bach bot in dem schroffen Rheintal also eine geeignete Anlegestelle. |
| | __Heine schrieb seinen Rabbi (I/II) in Norddeutschland und konnte die lo- |
20 | | kalen Verhältnisse und Benennungen nicht an Ort und Stelle überprüfen. |
| | Natürlich ist es nicht von entscheidender Bedeutung, ob die Ortsnamen in |
| | allen Fällen richtig wiedergegeben sind, doch zeigen die geschilderten Um- |
| | stände, daß intentional keine bewußte Vernachlässigung vorliegt. Für die |
| | historischen Zusammenhänge bot Schreiber im übrigen relativ wenig, in |
25 | | dieser Hinsicht holte sich Heine Anregungen aus Vogts Rheinischen Ge- |
| | schichten und Sagen (Frankfurt 1817, 3 Bde., Nachtragsband 1836). Nik- |
| | las Vogt (1756–1836) war ein Mainzer Historiker und Sagenforscher, der |
| | sein erstes Buch über ausgewählte Rheinstädte zusammen mit Schreiber |
| | verfaßt hatte (Mahlerische Ansichten des Rheins von Mainz bis Düssel- |
30 | | dorf, Frankfurt 1806), beruhend auf einer gemeinsamen Rheinreise. Aber |
| | während sich Schreiber im weiteren auf die Rheinführer spezialisierte, ar- |
| | beitete sich Vogt in die Regionalgeschichte ein, die bekanntlich gerade am |
| | Rhein besonders verwickelt und abwechslungsreich ausfällt. Auch die |
| | Rheinischen Geschichten und Sagen scheint Heine schon vorher gekannt |
35 | | und für die Lyrik benutzt zu haben (vgl. DHA I, 882). Sie gehören zu den- |
| | jenigen Titeln, die er im Lesesaal der Göttinger UB einsah, im Entleihregi- |
| | ster sind sie nicht notiert. Als Quelle zum Rabbi wurden sie zum erstenmal |
| | von Feuchtwanger erkannt und herangezogen (S. 49). |
| | __Anders als Schreiber gliedert Vogt seinen Stoff nicht topographisch, son- |
40 | | dern nach territorialen Zusammenhängen. Bacharach erscheint bei ihm im |
| | Kapitel Rheinische Geschichte von Spanheim, Arnstein und der Kur- |
| | Pfalz, weil es am längsten zu Kurpfalz gehört hatte. Über die Vorge- |
| | schichte vermerkt Vogt, daß Stadt und Burg Bacharach zeitweise an |