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| | Er zeigt es nicht, aber seine Frau, die mit den Jahren auch fromm zu wer- |
| | den scheint – versichert mich, daß es sehr schöne und fromme Sachen ent- |
| | halte <verschrieben: erhalte, Kölner Stadtarchiv>. |
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| | 2. Romanzero auf Subskription? |
| | Im September 1850 führte sich der österreichische Journalist und Musiker |
| | Joseph Adalbert Bacher bei Heine mit dem Vorschlag ein, einen Gedicht- |
10 | | band auf Subskription herauszugeben. Einige Tage nach dem Besuch |
| | Bachers (der, wie Heine vermutet, zu dem Zeitpunkt wieder in Wien sein |
| | sollte) berichtete und kommentierte Heine diesen Plan folgendermaßen: |
| | Er <Bacher> hatte die Idee, daß ich ein poetisches Buch auf Subscription |
| | herausgeben solle und machte sich anheischig, mir dadurch zu einer bedeu- |
15 | | tenden Summe zu verhelfen. Die Idee lächelte mir nicht sehr, sie grinste mir |
| | vielmehr etwas säuerlich ins Gemüthe, da ich dergleichen immer für eine |
| | versteckte Bettelei ansah, obgleich unsere bedeutendsten deutschen Schrift- |
| | steller sich einer solchen Form unterzogen. Ich wäre gern aus dieser Welt |
| | gegangen, ohne je auf den Dank meiner deutschen Mitbürger Anspruch |
20 | | gemacht zu haben. Ich habe die gemeineren Berührungen mit dem Publikum |
| | immer Campen überlassen. Und das soll nun anders sein, noch kurz vor |
| | meinem Tode – ein verdrießlicher Gedanke ist es mir, zu einem solchen |
| | Hülfsmittel meine Zuflucht nehmen zu müssen. Konferire hierüber mit |
| | Herrn Bacher (an Laube, 12. Oktober 1850, HSA XXIII, 55). Im wesentli- |
25 | | chen distanzierte sich also Heine von Bachers Vorschlag, versuchte ihn |
| | aber auf seine Weise Campe gegenüber auszunützen. Er schrieb ihm näm- |
| | lich am 28. September 1850 in einem Ton, der schon am Anfang etwas |
| | fester ist als sonst: Liebster Campe! Das beste Epitethon, das ich Ihrem |
| | Stillschweigen beilegen kann ist, das es kindisch ist. <...> Lassen Sie doch |
30 | | das kindische Stillschweigen; wir sind beide längst aus dem Knabenalter |
| | getreten. Etwas weiter heißt es: Schreiben Sie mir bald; Ihr Stillschweigen |
| | hat mir viel geschadet und auch Ihnen wird mittelbar kein Nutzen daraus |
| | erwachsen; denn nachdem ich Sie vergebens angegangen, eine Kombination |
| | zu finden, wodurch Sie mir hülfreich unter die Arme greifen könnten, ohne |
35 | | dabei selbst zu große Opfer bringen zu müssen, hat die Gewalt der |
| | Umstände mich genöthigt, den Diensterbietungen Anderer wenigstens ein |
| | halbes Ohr zu schenken; ich habe Nichts beschlossen, aber Viel angehört, |
| | und da Sie mich weder als Charlatan noch als Lügner kennen, so dürfen Sie |
| | mir wohl auf mein Wort glauben, wenn ich Ihnen sage, daß ich mich mit |
40 | | einem Federzug aus allen meinen Nöthen reißen könnte, vorausgesetzt, daß |
| | es Julius Campe's ernstliche Absicht wäre, meine billigsten Ansprüche unbe- |
| | achtet zu lassen. Sie kennen den Zustand meiner Finanzen; Sie wissen das |
| | Carl Heine's Großmuth kaum bis an die Waden meiner Bedürfnisse reicht |