DHA, Bd. 2, S.         
 
  JIII. 
  H1Unterm weißen Baume sitzend
  Hörst du fern die Winde schrillen,
  Siehst wie oben stumme Wolken
  Sich in Nebeldecken hüllen;
   
5 Siehst, wie unten ausgestorben
  Wald und Flur, wie kahl geschoren; --
  Um dich Winter, in dir Winter,
  Und dein Herz ist eingefroren.
   
  Plötzlich fallen auf dich nieder
10 Weiße Flocken, und verdrossen
  Meinst du schon mit Schneegestöber
  Hab' der Baum dich übergossen.
   
  Doch es ist kein Schneegestöber,
  Merkst es bald mit freud'gem Schrecken;
15 Duft'ge Frühlingsblüthen sind es,
  Die dich necken und bedecken.
   
  Welch ein schauersüßer Zauber!
  Winter wandelt sich in Maye,
  Schnee verwandelt sich in Blüthen,
20 Und dein Herz es liebt aufs Neue. 
  JIIII. 
  In dem Walde sprießt und grünt es
  Fast jungfräulich lustbeklommen;
  Doch die Sonne lacht herunter:
  Junger Frühling, sey willkommen!
   
5 Nachtigall! auch dich schon hör' ich,
  Wie du flötest seligtrübe
  Schluchzend langgezogne Töne,
  Und dein Lied ist lauter Liebe!
 DHA, Bd. 2, S.