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| | 105 An eine Sängerin] nähere Angaben zu Karoline Stern in Regina Neißer, |
| | Zwei jüdische Sängerinnen aus alter und neuer Zeit (Allgemeine Zeitung |
| | des Judentums, Berlin, 7. Juni 1918): Die erste jüdische Sängerin von Be- |
| | deutung war die vielgefeierte Karoline Stern, die in dem sangesfrohen Mainz |
5 | | am 10. April 1800 das Licht der Welt erblickte <...> Schon am 20. Oktober |
| | 1816 betrat sie am Nationaltheater zu Trier zum ersten Male die weltbedeu- |
| | tenden Bretter und errang <...> hohen Beifall. Von dort kam sie nach |
| | Düsseldorf. In die Familie Heine eingeführt, begeisterte sie den jungen Hein- |
| | rich <...> Nach kurzer künstlerischer Wirksamkeit in Aachen trug ihr die |
10 | | Empfehlung von Heines Mutter einen Ruf an das Hoftheater in Stuttgart |
| | ein, dem sie von 1819 bis 1824 angehörte. Aus den Düsseldorfer Theater- |
| | zetteln ergibt sich, daß sie zweimal öffentlich gesungen hat. Am 14. Februar |
| | 1818 sang sie Ein Duett aus der Entführung; am 25. April eine Aria von |
| | Ferd. Orland. Ferd. Orland ist der italienische Komponist Ferdinando |
15 | | Orlando. Über die zwei öffentlichen Vorstellungen, in welchen Demoiselle |
| | Stern auftrat, sind in den Düsseldorfer Zeitungen der Zeit keine Berichte |
| | erschienen. |
| | 105 Als sie eine alte Romanze sang.] auf welche Romanze hier angespielt |
| | wird, läßt sich aus den Konzertprogrammen Düsseldorfs für das Frühjahr |
20 | | 1818 nicht bestimmen, noch eigentlich aus Heines Text selbst. Auch nicht |
| | aus den Glanzrollen der Karoline Stern, denn Ihre größten Triumphe feierte |
| | sie als Rosine im ‹Barbier, als Minette in der ‹Diebischen Elster, als Elvira |
| | im ‹Don Juan, Agathe im ‹Freischütz, Isabella in ‹Robert der Teufel. |
| | Heines Text setzt aber nicht voraus, daß der Stoff des Rolandslieds direkt in |
25 | | musikalischer Form übermittelt wurde, sondern spricht allgemeiner von ver- |
| | lebendigten Märchen und Sagen, die durch den Gesang ausgelöst wurden. |
| | Die Version des Rolandslieds, auf die Heine anspielt, steht der Übertragung |
| | Friedrich Schlegels Roland. Ein Heldengedicht in Romanzen nach Turpins |
| | Chronik (Erstdruck 1809) nahe. In der zehnten Romanze werden Ganelons |
30 | | Verrat und Rolands vergeblicher Hilferuf in der Todesstunde eingehend |
| | geschildert (Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe, hrsg. von Ernst Behler, |
| | München u. a., 1962, Bd. V, S. 129–136). Fouqus Romanzen vom Thale |
| | Ronceval (1805) kommen als Quelle kaum in Betracht, weil Fouqu die der |
| | spanischen Schreibung nahestehende Form Ronceval wählt, während |
35 | | Heine Ronzisvall und F. Schlegel Roncisvall schreibt. |
| | 107,15 Bei Ronzisvall da giebt's ein Streiten,] Ronzisvall ist die seltenere |
| | deutsche Schreibung des spanischen Roncesvalles bzw. französischen |
| | Roncevaux. Bei diesem spanischen Dorf in der Provinz Navarra soll nach |
| | der Tradition am 1057 Meter hohen Col de Roncevaux, auch Rolandspforte |
40 | | genannt, der Nachhutkampf vom 15. August 778 zwischen dem Heer Karls |
| | des Großen und den Vascons (d. h. Basken) stattgefunden haben, bei dem |
| | Roland getötet wurde. |
| | 107,17 Degen] im mittelalterlichen Wortschatz Kriegsmann, Held. Seit |